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Markus Binner, Christine Heil, Simon Starke

 

 

Muranobar
Ausstellung, Veranstaltungen, Bar

Muranobar, eine Kunstausstellung, für die 17 Leute als Künstler Arbeiten auf
Glasscheiben entwickelt haben. Die Arbeiten sind durch die Anordnung der Scheiben gleichzeitig zu sehen. Dazu gibt es entsprechend der Konzeption ein Veranstaltungsprogramm.

 

 

 

Hamburg, Ludwigstr. 8
16.10. bis 16.11.1997
täglich geöffnet von 18 bis 24 Uhr
laufender Barbetrieb

 

29 Glasscheiben
200 qm
17 Buchhändler, Bühnenbildnerinnen, Filmemacher, Modedesigner, Künstler
17 Veranstaltungen — Rock, Soloauftritte, Modeshows, Lesungen, improvisierte und
notierte Musik, Vorträge, Lichtobjekte, Performances, Bridgeabende, Videos

Eröffnung: Donnerstag 16.10.1997, 18 Uhr

 

Kurz zu uns: Wir drei wohnen seit Jahren in Hamburg, kennengelernt haben wir uns an der HfbK im Kunststudium. Auch später haben wir neben unserer eigenen Arbeit unterschiedliche Projekte zusammen gemacht. Als Gruppe interessieren wir uns für einzelne Ausstellungsvorhaben, ohne dabei einem durchgängigen Konzept zu folgen.

In dem Büro- und Lagerhaus auf dem ehemaligen Lauegelände im Schanzenviertel werden Anfang nächsten Jahres Wohnungen gebaut. In der Zeit davor können wir dort eine Ausstellung realisieren. Über die Eigentümlichkeiten der Räume sind wir zu der Idee

dieser Ausstellung gekommen. So ist der von uns ausgesuchte Raum mit nachträglich eingebauten Trennwänden in kleinere Büroräume unterteilt. Diese Trennwände bestehen aus weißen Preßspanplatten mit großen darüber eingesetzten Glasscheiben.

In erster Linie hier auf den insgesamt 29 Scheiben der Trennwände entstehen Arbeiten.17 Leute setzten Ausgedachtes und Mitgebrachtes vor Ort um. Dafür hat jeder zwei bis vier Glasscheibenseiten gebucht, ohne allerdings wissen zu können, welche anderen Arbeiten auf die Rückseite kommen, eventuell. In unserem Konzept macht das Vor-, Hinter-, und Nebeneinander der Arbeiten selbst die Ausstellung, aber dabei so durchsichtig und löchrig, daß der Blick durch den Raum erhalten bleibt. In den verglasten Büroboxen befinden sich keine weiteren Arbeiten.

In drei Nebenräumen werden andere Sachen gezeigt. Wand- oder Bodenarbeiten, Videos, Bilder, Bücher, Bücherborde, CDs, Plakate und Fotos werden von jedem selbst gestellt, gehängt, gelegt und zwar in der sich beim Aufbau ergebenden Reihenfolge.

An dem Ausstellungsvorhaben beteiligt sind ganz unterschiedliche Leute, die in ihrem je eigenen Bereich am Arbeiten und Produzieren sind: Buchhändler, Bühnenbildnerinnen, Filmemacher, Modedesigner, Künstler. Keiner ist Spezialist für Arbeiten auf Glas und so gibt es in jedem Fall spezifische Sprünge: durchsichtige Malerei, reflektierte Graffities, Klebezeichnungen, hintergrundslose Ansichten, Kleiderpläne, semikonzeptuelle Stricheleien, Scharfgedachtes in weichen Farben, Hinterglas vorne drauf, Textlackereien oder Lettrasetmalereien, alchimistische Akribie und Folienstrukturalismus.

Es zeigen: Nandor Angstenberger/Arne Klaskala, Didier Betzinger/Pascale Tiraboschi, Markus Binner, Tobias Büchner, James Cabot, Barbara Ehnes, Christine Heil, Senne Kollerup, Hans-Jürgen Köster, Julie Müller, Alexander Rischer, Simon Starke, Gabi Steinhauser, Ulrich Wagner, Bernhard Westermann.

Für den Barbetrieb sind Veranstaltungen prima, damit Leute in der Ausstellung sind.

Demzufolge machen wir an vier von sieben Ausstellungstagen, jeweils Mittwoch bis Samstag, außerordentliche Veranstaltungen. Diese finden in den Räumen der Ausstellung statt. Die Auftretenden nehmen darauf Bezug oder nehmen es hin. Es wird eine Menge von Erstaufführungen geben. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Veranstaltung gibt es extra.

Zu sehen sind: Die Kaffeehausavantgarde, Videos von Gordon Matta-Clark, Christian
Ribas, ein Bridgeabend, Peter Fjodoroff/Hans Thalgott/Eckhard Rhode, Der Mann, der niemals lacht, Christiane Hauch, Klemens Kaatz/Dodo Schielein, Sean Reed, Richard Frenken, Sabine Worthmann/Alexander Dannullis, ARF ARF, RE-Products, Paul, Henning Christiansen/Berndt Jasper, Peter Wießenthaner und eine Modeperformance von Bernhard Westermann.

 

 

Veranstaltungen

 

Freitag, 17.10.97, 21 Uhr

Die Kaffeehausavantgarde
Jazzorientierte Neuformation mit Anklängen an Südamerika, das Allgäu und die Südstaaten, mit Eigenkompositionen, Popverfremdungen und Rehamonisierungen von Standards.
Besetzung: Lieven Brunckhorst (Saxophone, Flöten, Akkordeon, Didgeridoo), Jan Heinemann (Piano, Keyboard), Henri Altmann (Bass, Helikon),

 

Samstag, 18.10.97, 21 Uhr

Videos von Gordon Matta-Clark
Videos aus den 70er Jahren über das Zerschneiden und Durchschauen von Gebäuden.

 

Mittwoch, 22.10.97, 21 Uhr

Christian Ribas
E-Gitarrensoloabend mit Kompositionen der Band AC/DC und Stücken aus der Funk- und Fernsehwerbung.

 

Donnerstag, 23.10.97, 21 Uhr

Bridgeabend
Einer Bridgerunde kann bei der Ausübung dieser komplexen Sportart zugesehen werden. Wer dabei die Regeln nicht begreift, nennt es einfach ein Gesamtkunstwerk.

 

Freitag, 24.10.97, 21 Uhr

Peter Fjodoroff, Hans Thalgott, Eckhard Rhode
Peter Fjodoroff und Eckhard Rhode lesen und Setzten - Gegensetzen:
Geräusch, Ton, Laut werden zu Material von Musik auf Hölzern, Stimme und anderen Klangerzeugern, mit Peter Fjodoroff, Hans Thalgott und Eckhard Rhode.

 

Samstag, 25.10.97, 21 Uhr

Der Mann, der niemals lacht
‘95 gegründete Band für elektrische Musik und selbstgeschriebene Texte, mit Gedichten von Gottfried Benn, Eigenkompositionen und Stücken von Roxy-Music und den Stooges.
Besetzung: Stefan Boas Kelle (Gesang), Thomas Harms (Gitarre), Bernhard Reger (Schlagzeug), Klemens Kaatz (Bass und Keyboards).

 

Donnerstag, 30.10.97, 21 Uhr

Christiane Hauch
Was sind Meisterwerke und warum gibt es so wenige davon?"
Eine Rede von Gertrude Stein, vorgetragen von Christiane Hauch.

 

Freitag, 31.10.97, 21 Uhr

Klemens Kaatz, Dodo Schielein
"Streicherabend in der Muranobar": Kompositionen von Klemens Kaatz und Dodo Schielein gespielt von Musikern des The String Thing und einem Gast.Kompositionen Neuer Musik, die Räume und Pathos klassischer Konzerte verlassen und die Lust am Hören in den Vordergrund stellen. Wechselnde Konzepte, unterschiedliche Instrumentierungen oder die Einbeziehung verschiedener Aufführungsorte sind Hintergrund der kompositorischen Arbeit und ihrer jeweiligen Aufführung.
Klemens Kaatz: "Streichquartett", Dodo Schielein: "Brio" für Geige, Bratsche und Cello, sowie "Ohne Orchester" für drei Bratschen.
Es spielen: Nicola Kruse (Bratsche, Geige), Hagen Kuhr (Cello).
Julia Mensching (Bratsche), Mike Ruthledge (fünfseitige Bratsche, Geige),

 

Samstag, 1.11.97, 21 Uhr

Sean Reed
Ein kurzes Konzert mit Computermusik. Aufgeführt werden sowohl live-elektronische und interaktive Stücke als auch "reine" Computermusik, deren Klänge u.a. durch Hard-Disk Recording und Sampling entstanden sind. Sechs Stücke stehen auf dem Programm: "Musik für E-Gitarre und Computer", "Snap", "Strange Shape", "Heuchelei", "Color Bob" und "Musik für akustische Instrumente und MAX".

 

Mittwoch, 5.11.97, 21 Uhr

Richard Frenken
Der australische Experimentalfilmer, Photograph und Schreiber Richard Frenken zeigt seine Arbeit "Logos", einen stroboskopischen Zylinder von 1,3 x 2,o m Größe, der zwei über 2 Jahre hinweg gemachte Aufnahmereihen vom Ablatschen eines Paar Arbeitsstiefel zeitrafferartig verdichtet und — bei abgedunkelter Ausstellung — zum Leuchten bringt.

 

Donnerstag, 5.11.97, 21 Uhr

Sabine Worthmann, Alexander Dannullis
Ein Abend, zwei Solokonzerte!
Die an unterschiedlichen Jazz-, Rock- und Experimentalformationen beteiligte Bassistin Sabine Worthmann spielt in der Muranobar im "Hotel Caboti" Musik mit elektronischen Manipulationen am Kontrabaß + Stimme + Tonbänder + Spielzeuginstrumenten + Orgel.
Der Slide-Gittarrist Alexander Dannullis entfaltet in seinen Stücken auf dem Hintergrund struktureller Ideen und rhythmischer Elemente das nuancierte Klangspektrum seines Instruments und Spiels. Humor blitzt allerorten.

 

Freitag, 7.11.97, 21 Uhr

Arf Arf
Das seit 1985 auftretende australische Lautgedicht-Ensemble ist mit "Stories Not Told" auf Europa-Tournee und heute in der Muranobar!
Es geht um Poesie einer ziemlich krassen und unvermittelt sprunghaften Art, halb improvisiert und medial ungebunden. Performance/Film/Live-Vortrag. Derzeit beteiligt: Marcus Bergner, Michael Buckley, Frank Lovece und Marrissa Stirpe.

 

Samstag, 8.11.97, 21 Uhr

RE-Products
Die Hamburger Medienrecycler zerlegen "Aktenzeichen XY ungelöst" in seine Grund-bestandteile, um das Ende der dreißigjährigen Moderatorentätigkeit des Eduard Zimmermann gebührend zu würdigen. Im Anschluß eine komplette Sendung aus dem Jahr 1967.

 

Mittwoch, 12.11.97, 21 Uhr

Paul
"no drum — no bass"
Die Crossover Extremisten der Avantgarde Band "Paul" kommen zur Muranobar als Trio: Klemens Kaatz (Akkordeon, Moog-Synthesizer, E-Piano, Stimme), Anne Wiemann (Alt- und Baritonsaxophon, Altquerflöte und Piccolo), Christian Ribas (E-Gitarre).

 

Donnerstag, 13.11.97, 21 Uhr

Henning Christiansen, Bernd Jasper
"Ballade, Barrikade, wie die Zeit sich breit."
Altperformer und Beuys-Mitspieler Christiansen, frisch aus dem Dienst an der HfbK entlassen, koordiniert sich mit Jung-Aktivist Bernd Jasper zu einem 45 minütigem Live-Event: Aktionskonzert und Schauplatz von Henning Christiansen und Berndt Jasper unter Mitwirkung von Linda Nilsson und Gwendolin Taube.

 

Freitag, 14.11.97, 21 Uhr

Peter Wießenthaner
Der in Koblenz geborene und in Frankfurt lebende Flötist und Lehrer für alte, Neue und neueste Musik hat für seine Aufführungen die Bezeichnung "Projektzusammenspiel" geprägt: weder komponiert noch improvisiert noch experimentell, sondern aus dem Spiel heraus entwickelte Aktions - Reaktions Bewegungen mit z.T. eigens präparierten Instrumenten.

 

Samstag, 15.11.97, 21 Uhr
Modeperformance von Bernhard Westermann
Zu der Reihe ungewöhnlicher Auftrittsorte für ungewöhnliche Mode gesellt sich für den Modemacher Bernhard Westermann, u.a. Mitglied der 17köpfigen DesignerInnen-Gruppe "Die Kleidermacher", die Muranobar. Den konventionellen Laufsteg ersetzt hier eine publikumsdurchsetzende Inszenierung mit ausgesprochenem Mangel an Berührungsängsten. Dieser Auftritt beschließt zugleich die Reihe der Veranstaltungen sowie das gesamte Ausstellungsereignis Muranobar.

Einladung zur Ausstellung